Rede zum Schulfest 2004

von | 29.11.2004

Auf dem diesjährigen Schulfest am 27. November 2004 hielt der Schulleiter Bernhard Nadorf folgende Rede:

Liebe Studierende, Liebe Angehörige und Freunde unserer Studierenden, Liebe Ehemalige,

als Leiter des Nikolaus-Groß-Abendgymnasiums darf ich Sie ganz herzlich zu unserem diesjährigen Schulfest am Vorabend des 1. Advent begrüßen. Unser Schulfest ist traditionell wie ein großes Familientreffen, auf dem sich die Lehrer, die Studierenden und die Ehemaligen begegnen, um sich über Freuden und Sorgen des vergangenen Jahres auszutauschen. Diejenigen unter Ihnen, die am Schulfest vor einem Jahr teilgenommen haben, werden sich daran erinnern, dass hier im Eingang der Schule noch die Plakate von der großen Demonstration auf dem Burgplatz gestanden haben. Damals, im November 2003, haben wir uns erfolgreich gegen die ungerechtfertigten Kürzungen des Landes Nordrhein-Westfalen im Bereich der privaten katholischen Schulen gewandt. Heute und am Ende dieses Jahres sind viele Menschen besorgt über die finanzielle Situation unseres Schulträgers, des Bistums Essen. Auf dem Spiel steht nicht nur die pastorale Sorge um die Menschen im Ruhrbistum, auf dem Spiel steht auch das soziale Netz, das viele Menschen aus christlichem Engagement im Ruhrgebiet aufgebaut haben. Wer weiß schon, dass neben unserer Schule auch viele Kindergärten und soziale Dienste wie das Café Nachtfalter in der Innenstadt, die Aids-Hilfe, die Bahnhofsmission oder die Suppenküche unserer benachbarten Pfarrgemeinde, dass auch die Balkanhilfe und die großen Hilfsaktionen für die Eine Welt aus Spenden und aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert werden? Wenn dieses Netz der Solidarität reißt, zieht die soziale Kälte in das Ruhrgebiet ein. Dies müssen wir gemeinsam verhindern.

Ein Bistum, das sich auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet und anderer demographischer Faktoren in einer finanziellen Schieflage befindet, muss Prioritäten setzen. Eine dieser Prioritäten ist für den Bischof von Essen, Dr. Felix Genn, die Jugend im Ruhrgebiet. Wenn Sie die Kettwiger Straße heruntergehen, sehen Sie ein großes Plakat vom Weltjugendtreffen im Jahre 2005. Im Namen des Bischofs von Essen möchte ich Sie ganz herzlich einladen, sich an dieser Begegnung mit Jugendlichen aus aller Welt hier in Essen zu beteiligen.

Auch wenn die jungen Menschen in den Schulen unseres Bistums einen hohen Platz in der Prioritätenskala einnehmen, ist es völlig unausweichlich, dass auch das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium seinen Beitrag zu den notwendigen Einsparmaßnahmen leistet. In dieser Situation kommt unserem Förderverein eine besondere Bedeutung zu. Er ist das Band, das die Schule mit ihren ehemaligen Studierenden in aller Welt verbindet. Sie treten in diesen Verein ein, um etwas von dem zurückzugeben, was sie an dieser Schule empfangen haben. Als Angestellte, Stahlarbeiter oder Handwerker sind sie hier vor vielen Jahren Studierende unserer Schule geworden, heute sind sie als Ärzte, Rechtsanwälte oder Lehrer tätig.

Ich möchte heute an Sie appellieren, dieses Band der Solidarität zu stärken, indem Sie Ihre Schule auch in schwieriger Zeit unterstützen – in Abwandlung des Satzes von John F. Kennedy: „Don’t ask what your school can do for you; ask what you can do for your school.“ Sie finden die Beitrittsformulare für unseren Förderverein neben der Information über den Weltjugendtag an der Kasse; Sie können sie auch dem Internet herunterladen. Mit 10 Euro im Jahr (für unsere Studierenden 5 Euro) leisten Sie einen konkreten und wichtigen Beitrag der Solidarität mit Ihrer Schule.

Liebe Studierende, Liebe Ehemalige: Verglichen mit den Problemen eines Bischofs in Buenos Aires sind die Probleme der Kirche im Bistum Essen eher als peanuts zu bezeichnen. Auch in einer Zeit, in der es uns nicht gut geht, sollten wir die Not von Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, nicht vergessen. Der Jugendbischof von Lateinamerika, Fernando Maria Bargallo, den wir mit den Einnahmen aus diesen Schulfest regelmäßig unterstützen, schreibt in einer E-Mail:

„Ich danke Euch sehr herzlich für die materielle Unterstützung, die Ihr uns in Argentinien gegeben habt. In der heiligen Schrift heißt es, dass Jahwe den Geist Mose auf die alten Männer gelegt hat, so dass sie Verantwortung übernehmen für die Angelegenheiten Israels. Wenn es heute möglich wäre, so würde ich mir wünschen, dass Jesus etwas von diesem Euren Geist auf andere übertragen würde, so dass auch sie sich in der gleichen Weise wie Ihr für ihre leidenden Brüder und Schwestern in unserer Welt engagieren.“

Am Vorabend des 1. Advent verstehe ich diesen Brief als eine deutliche Ermutigung für uns und für die bischöfliche Hilfsaktion Adveniat, mit der wir gerade in dieser Vorweihnachtszeit eng zusammenarbeiten.

Neben den Sorgen, die mich in diesen Wochen bewegen, möchte ich aber auch die Freuden mit Ihnen teilen. Dazu zählt auch die gute Entwicklung unserer Schule, die inzwischen von 423 Studierenden besucht wird. Auch das ist das Ergebnis einer positiven Mundpropaganda – insbesondere durch die Ehemaligen Studierenden, die ihre alte Schule weiterempfehlen. Für uns, die Lehrenden ist dies zugleich ein Dank, aber auch eine Verpflichtung, diese Arbeit auch in Zukunft fortzuführen.

Unser Respekt und unsere Anerkennung gelten allen, die hier an unserer Schule mit der doppelten Belastung von Beruf und Studium die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife erwerben.

Das Motto unseres Schulfestes lautet daher: Wer feste arbeitet, soll auch Feste feiern. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Schulfest, eine gesegnete Zeit des Advents und frohe Weihnachten.